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vorwort sonnderschau - II > junge kunst tirol < 2012 zwei tiroler am mississippi cut out - details aus dem leben ausschnitte die unerschöpflichen qualitäten der natur der blick ins innere wesen

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zur ausstellung AUSSCHNITTE von marcus schatz galerie andechshof innsbruck 5.august 2009


eine feine kette zahlloser ringe verbindet die nächsten und fernsten dinge. der blick liest omen, wohin er fällt, die rose spricht alle sprachen der welt. durch die spirale der formen auf erden, windet der wurm sich, zum mensch zu werden. ( auszug aus dem buch „natur“ von ralph waldo emerson )

emerson gehört ebenso wie walden zu den philosophischen einflüssen von marcus schatz. allen gemein ist, dass sie ihm eine welt definieren, die er lange vor dem lesen ertastet, erfühlt, begangen….schlicht erlebt hat.

marcus schatz ist aufgewachsen in tirol, beschenkt mit einer kindheit in ländlicher umgebung, eingebettet in einem traditionellen familienverband. er ist geprägt von der natur. seit seiner kindheit erforscht er mit offenen augen und herzen die berge, die landschaft seiner umgebung. dort findet er sich, dort findet er ruhe und muse, stille und sinn, findet wege und lösungen.

natur ist ihm alles, sie ist basis seines schaffens, ist lehrmeister für seine kunst, ist voraussetzung für die wahl seiner formen, liefert ihm material ebenso wie anregungen, ideen und den mut, seine visionen zu formen.

wenn plotin schreibt: … die natur ist ein abbild der weisheit, der seele äußerstes. sie weiß nicht, tut nur. – so spricht er marcus aus der seele.

seine arbeit verläuft in kreisen. am anfang steht natur, steht ein moment, ein eindruck im freien, den er mit der kamera erfasst. am anfang steht eine form, naturgegeben, unverfälscht, eingebettet in kreisläufen von formung und sein. dieser anfang ist natürlich ein ausschnitt eines ganzen, definiert durch den persönlichen, sehr sensiblen und ästhetischen blickwinkel des künstlers. dieser ausschnitt ist meistens unscheinbar und klein ( etwa ein riss im stein, oder die spur eines käfers … ) und doch beinhaltet dieser eindruck alles ihm wichtige. die form die er findet sind, bescheiden und still und doch sind sie wesentlich und sie führen weiter. sie führen ins werk und damit vom leben ins leben.

dieser anfang ist basis seiner arbeit.

in weiterer folge wird die form konzentriert – natürlich zeitlich versetzt und dem ursprünglichen gefühl nicht mehr folgend. das beinhaltet wandlungen, meist nur geringfügig in der form, dafür aber groß im erleben und am wesentlichsten in der dimension. alles wird, meistens riesig im vergleich. für marcus ist es eine frage der wahrnehmung. sehr gerne beschneidet er formen und vergrößert sie um ein vielfaches, so verändert sich perspektive und wertigkeit.

hieraus ergibt sich auch der titel der heutigen ausstellung: ausschnitte.

aus ausschnitten aus der natur schafft er quasi wiederbelebte, lebendige objekte. wichtig dabei ist ihm auch, die ursprünglichen zusätzlichen elemente, wie der raum in dem er sich bewegt hat, bzw. das licht das er gebraucht hat, um wahrzunehmen, wieder in stilisierter form einzubringen. so sind seine arbeiten dreidimensional – oft geringfügig und auf den ersten blick nur erfühlbar.

seine arbeiten sind eingebettet in räumen und licht, bieten raum und licht als bühne zu wirken.

licht ist für marcus eine form reinster energie, licht verändert aussage und fokus des objekts und damit auch den blick und die wahrnehmung des betrachters.

er selbst spricht in diesem zusammenhang davon, neue „seh – räume“ zu schaffen.

farbe wird großteils ausgespart. die natürliche ästhetik seiner materialen wirkt für sich und ist ihm natürlich auch ein mittel der interpretation. respekt ist dabei ein großes anliegen. damit schließt sich sein kreis.

im zusammenspiel von natürlicher, präziser form und sensibel ausgewähltem material entstehen werke von großartiger ästhetik, formaler vollendung, schönheit und hohem symbolischen gehalt.

seine arbeit ist ihm leben, ist gegenwärtigkeit, ist sinn.

ist ihm damit auch freiheit.

das sind auch genau die kriterien, wegen denen ich marcus als künstler und letztendlich auch als mensch sehr schätze: seine werke sind von schlichter, eleganter schönheit, bescheidenheit, höchster präzision und konzentration sowie natürlicher und überzeugender ästhetik.

seine arbeiten sprechen eine übergeordnete sprache. sie erreichen uns auf ebenen der symbolik, sprechen inne liegende bilder an und wirken damit in großem maße emotional.

symbolik und bildsprache sind wichtig für marcus. er will sich nicht klassifizieren lassen,

weder einstufen noch betiteln, er will einzig raum schaffen und belassen. im stillen wünscht er sich individuelle innere dialoge zwischen seinen werken und den betrachtern.

eigentlich sind marcus worte über sein werk zuwider. eigentlich würde er am liebsten auf reden verzichten. hier ähnelt er seinem künstlerfreund und wegbegleiter peter paszkiewics der sagt, dass sprache linear, funktional und strukturiert ist und damit nicht geeignet, kunst in ihrer vielschichtigkeit und mehrdimensionalität zu erfassen.

er sagt: ein kunstwerk ist nur als gesamtheit, mitsamt den inne liegenden gefühlen des künstlers, den vorhergehenden einflüssen und natürlich auch mit der kraft des augenblicks des betrachtens zu erfassen. über worte erfahren wir informationen über werke, niemals das werk selbst. ganzheitliches erfahren allerdings ist es, das kunst fordert. wir sind aufgefordert, die einschränkenden beschreibenden formen der interpretation über sprache zu verlassen um ein ganzes zu erkennen. wir sind aufgefordert, uns einzulassen.

lisa krabichler

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